(erläuterungstext aus 2004, bernd mey)
einfamilienhaus in frankfurt sachsenhausen

zur vorgeschichte:

ein doppelhaus aus dem jahre 1934, teil eines stadtentwicklungprojektes aus dieser zeit.

jungen familien wurden hier von der stadt zu recht günstigen konditionen grundstücke angeboten.

es war eines der wenigen objekte in dem viertel das noch in seiner ursprünglichkeit erhalten war.

zum bauherrn:

für die patchwork-familie, die hier einziehen wollte, zwei erwachsene, drei kinder und ein riesenhund war das haus zu klein, die aufteilung unglücklich:
drei zimmer mit 9 m², zwei zimmer mit 15m²,  drei kammern mit 6m², ein bad, eine küche und der dachboden.
im rahmen des umbaus sollte mehr platz geschaffen werden, die alten, kleinen zimmer sollten größer und anders und das dach ausgebaut werden.

zur stadtplanung:

fast sämtliche siedlungshäuser hier wurden an- und/oder umgebaut –

und fast immer geschah das so, dass man nicht mehr zwischen dem alten und dem neuen unterscheiden kann: das haus und das dach wurden einfach verlängert – solche vorschläge sind (leider) leicht bei der frankfurter stadtplanungsbehörde durchzusetzen.

ein solches vorgehen entspricht jedoch nicht meinem verständnis von architektur: dem trennen und zeigen von altem und neuen.

vorgeschlagen wurde also ein anbau zum garten hin, der die kubatur des altbaus aus den 30ern noch deutlich ablesbar erhält und zwischen alt und neu klar abgrenzt. nach langem hin und her stimmte die stadtplanung dann doch zu: immerhin „sieht man den anbau ja kaum von der strasse!“

zum entwurf:

im obergeschoss werden die neuen räume von geschosshohen „scheiben aus holz“ mit einem band schwimmender fenster und einer ganzglasecke umschlossen.

das alles schwebt auf sieben 3,5cm dicken stahlrohren über einem komplett verglasten erdgeschoss.

diese verglasung  wird an der grenzwand zum nachbarn bis ins og gezogen um den eindruck der umschließenden, vorgehängten „scheibe aus holz“ zu verstärken.
zur strasse trennt eine 2,5 meter breite geschosshohe glasfuge altbau und „holzscheibe“.

hier kragt der anbau nach westen weit aus und überdacht so den eingangsbereich.

zum grundriss:

unten gibt es nun ein sehr grosses wohnzimmer mit sitting pool und wohnküche, oben schlafzimmer, kinderzimmer für den jüngsten, arbeitszimmer, bad, wc, gästezimmer, ankleide und den „libero“ (musik/tv/galerie/bibliothek).
im dach zwei grosse zimmer und ein bad für die älteren kinder mit schlafemporen im spitzboden und natürlich noch die grosse dachterrasse für alle.
die fenster in der dachfläche belichten drei ebenen: spitzboden, dachgeschoss und, über einen schacht, das bad im obergeschoss.

zum garten:

die grundstücke am waldrand in sachsenhausen-süd sind für städtische verhältnisse recht gross (600-800 m²).
dies rührt daher, dass sie in den 30er jahren genutzt wurden um einen wesentlichen teil der täglichen versorgung der bewohner mit lebensmitteln zu sichern.

kleine kaninchenställe hinter dem haus, obstbäume links und rechts – und im hinteren grundstücksteil, meist hinter büschen ein wenig versteckt, der gemüsegarten mit kräutern, kartoffeln, karotten, bohnen und ein paar obststräuchern.

das haus ist eines der wenigen flecken hier oben mit einem „alten“ garten.

die 70 jahre alte struktur ist zwar verwildert jedoch noch vollkommen erhalten.

der garten wird als nächstes beplant, mit dem gleichen verständnis:

das alte und das neue klar zu zeigen und zu trennen…

18 jahre hw 305

das projekt in frankfurt sachsenhausen ist jetzt volljährig!
vor genau 18 jahren begannen die ersten bauarbeiten.
die komplettsanierung mit umbau + erweiterung einer doppelhaushälfte.
das „rumpfhaus“ stammt von 1934 und wurde von 135 auf 240m² erweitert.
viel eigenhilfe führten zu gesamtkosten von 162.000€ (KG200-700).

das haus wurde zum tag der architektur ausgewählt, mehrfach publiziert und als beispielhafter um-/erweiterungsbau im deutschen architekturmuseum präsentiert.

die unbehandelte rötlich-braune lärchenholzfassade ist mittlerweile vergraut aber immer noch tiptop.
ebenso wie die 16 jahre alte holzterrasse im EG und auf dem dach.

aus anlass der volljährigkeit hier bilder eines bewegten lebens – wie man das halt so macht bei geburtstagsfeiern.
…von der entbindung in 2003 bis zur 18.geburtstag vor einigen tagen.